Wasserstofftechnologie
Zum Jahresende bringt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gleich zwei zentrale Initiativen zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erfolgreich zum Abschluss. Mit dem Projekt H2-Optimist und dem Förderprogramm Regionale Wasserstoffkonzepte werden die Weichen für die lokale Wasserstoffversorgung im Land gestellt. Die Plattform H2BW, die beim Hochlauf der Wasserstoff-Aktivitäten im Land unterstützt, lud zum gemeinsamen Austausch ein, um die Ergebnisse beider Programme vorzustellen: Regionale H2-Hubs und Versorgungskonzepte sind unverzichtbare Ergänzung zu Wasserstoff-Importen und wichtig für eine zukunftsfeste Wasserstoffinfrastruktur in Baden-Württemberg.
Gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg organisierte die Plattform H2BW am 17. Dezember 2024 in Stuttgart die Abschlussveranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse des Projekts H2-Optimist sowie des Förderprogramms Regionale Wasserstoffkonzepte (RWK). Das Interesse an der Vorstellung, die im Rahmen des Fachdialogs Wasserstoffinfrastruktur stattfand, war mit rund 120 Teilnehmenden vor Ort und mehr als 50 Teilnehmenden online groß und zeigt, wie relevant Fragestellungen zu einer zukunftsfesten H2-Infrastruktur in Baden-Württemberg sind
„Im Land werden Wasserstoff und seine Derivate an verschiedenen Orten und unterschiedlichen Mengen benötigt. Damit alle Nachfrager mit ausreichend Wasserstoff versorgt werden können, brauchen wir eine kluge und vorausschauende Planung der Infrastruktur. Die heute vorgestellten Ergebnisse tragen hierzu einen wichtigen Schritt bei und zeigen, dass im Land Elektrolyse-Kapazitäten systemdienlich aufgebaut werden können. Regionale Lösungen sind wichtige Ergänzung zum Wasserstoff-Kernnetz. Ich freue mich deshalb sehr, dass der Landtag heute (18.12.) im Doppelhaushalt 2025/2026 Mittel für ein Elektrolyse-Förderprogramm beschlossen hat“, sagte Michael Münter, Ministerialdirektor im Ministerium für Umwelt, Energiewirtschaft und Klimaschutz. „Viele und lokale Einzellösungen zahlen am Ende maßgeblich auf die breite Wasserstoffversorgung ein. Mit dem durch die Plattform H2BW koordinierten Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur ist es uns gelungen, die Kompetenz vieler relevanter Akteure zusammenzubringen und für den Aufbau der H2-Wirtschaft im Land zu nutzen“, ergänzte Münter und dankte den Beteiligten für ihr Engagement. Auch 2025 soll der Fachdialog mit dem Schwerpunkt regionaler H2-Bedarfscluster fortgeführt werden. Organisiert wird der Austausch insbesondere durch die Plattform H2BW, die durch die Landesagentur e-mobil BW koordiniert wird und die zentrale Anlaufstelle in Baden-Württemberg für den Hochlauf der Wasserstoff-Aktivitäten ist.
„Die Ergebnisse bestätigen eindrucksvoll, dass die Entwicklung von H2-Hubs unterschiedlicher Leistungsklassen (5 bis 20 MW) für Baden-Württemberg eine No-Regret-Strategie ist, mit der kurzfristig steigende H2-Bedarfe gedeckt werden können und langfristig in Kombination mit der wachsenden Wasserstofftransportinfrastruktur ein sehr hohes Maß an Versorgungssicherheit im Land gewährleistet werden kann – ein sehr wichtiger Faktor für die zukünftige Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg,“ fasste Maike Schmidt Bereichsleiterin Systemanalyse beim ZSW Stuttgart, ein zentrales Ergebnis zusammen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut Chemische Technologie (ICT) hatte das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) anhand von Standortgütekriterien mögliche Gebiete für den Aufbau eines H2-Hubs identifiziert und in zwei Workshops des Fachdialogs Wasserstoffinfrastruktur mit Wasserstoffakteuren aus ganz Baden-Württemberg intensiv diskutiert.
„Die Ergebnisse von H2Optimist sollen die Standortwahl für H2-Hubs und damit den Wasserstoffhochlauf in Baden-Württemberg beschleunigen helfen. Sie stellen keine explizite Standortempfehlung dar, bieten aber eine Ausgangsbasis für den zielorientierten Einstieg in individuelle Standortanalysen für die Umsetzung.“ Das Forscherteam hat ermittelt, dass Baden-Württemberg über ein ausreichend hohes Potenzial zur erneuerbaren Stromerzeugung verfügt, um auch grünen Wasserstoff in nennenswerten Mengen erzeugen zu können. Dieses müsse aber parallel zum Aufbau von H2-Hubs sehr konsequent erschlossen werden. H2-Hubs seien systemdienlich und können hier durch eine gezielte Standortwahl das Stromsystem in Baden-Württemberg maßgeblich unterstützen und der Abregelung von Stromüberschüssen entgegenwirken. Die bestehenden Infrastrukturen böten eine sehr gute Basis für den Aufbau von H2-Hubs.
Wichtige Erkenntnis der Workshops zum Projekt H2-Optimist im Rahmen des Fachdialogs Wasserstoffinfrastruktur ist: Damit der Wasserstoffhochlauf in Baden-Württemberg beginnt, gilt es, schnellstmöglich von P nach U zu kommen – von Power Point zur Umsetzung. Hierzu kann auch die Umsetzung der regionalen Wasserstoffkonzepte beitragen. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg hat im Jahr 2024 die Erstellung und Entwicklung von Konzepten zur regionalen Wasserstoffversorgung mit dem Förderprogramm RWK unterstützt. Insgesamt 16 Versorgungskonzepte in unterschiedlichen Regionen des Landes wurden erarbeitet und zum Jahresende fertiggestellt.
Lokale Konzepte sind der Schlüssel für die Umsetzung einer Wasserstoffversorgung in der Breite, allerdings bedarf es hierfür geeigneter Rahmenbedingungen. Ohne durchdachte Finanzierungskonzepte wird der Wasserstoffhochlauf nicht die gewünschte Dynamik entfalten. Wasserstoff ist ein neues Thema, das hohe Risiken birgt, gerade auch aus Sicht der finanzierenden Banken. Hier sind nicht nur Fördermittel erforderlich, sondern ggf. weitere Instrumente zur Risikoreduktion wie Landesbürgschaften, um auch das dringend benötigte private Kapital mobilisieren zu können, so die Empfehlungen der wissenschaftlichen Partner.
„Im kommenden Jahr gilt es die vielen Elemente der Wasserstoffwirtschaft von der Wasserstoffversorgung über Transport und Anwendung bis hin zur Technologieentwicklung gleichermaßen voranzutreiben. Die Kosten und zeitlichen Verfügbarkeiten von Wasserstoff und die Identifikation von regionalen Bedarfsclustern wird dabei ein Schwerpunkt sein. Aber auch die Initiierung von Demonstrationsprojekten spielt eine wichtige Rolle, um regionale Ökosysteme aufzubauen, Technologie zu erproben und zu skalieren“, sagte Isabell Knüttgen, Leiterin der Plattform H2BW. „Als Plattform H2BW und Landesagentur e-mobil BW unterstützen wir diesen Prozess, um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg voranzubringen.“
Der Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur wurde im Rahmen des 1. Spitzengesprächs Wasserstoffinfrastruktur am 19.12.2022 ins Leben gerufen, um die Basis für eine zukunftsfeste Wasserstoffinfrastruktur in BW zu legen. Hierfür fand im Jahr 2023 eine erste Workshop-Reihe mit insgesamt vier Workshops statt. Mit dem Themenschwerpunkt „Dezentrale H2-Hubs als Kernelement der Wasserstoffinfrastrukturentwicklung in Baden-Württemberg“ wurde der Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur im Rahmen des Projekts H2-Optimist im Jahr 2024 mit insgesamt vier Workshops fortgesetzt. Die Workshops im Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur werden auf Initiative des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg von der Plattform H2BW und der e-mobil BW sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) organisiert.