Free and Open Source Software wird zur entscheidenden Quelle für nicht wettbewerbsdifferenzierende Software in der Automobilindustrie. Die neue Anlaufstelle Automotive Software Collaboration BW - The FOSS-LÄND Community der e-mobil BW unterstützt baden-württembergische Unternehmen mit niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten, sich mittel- bis langfristig an OSS-Kollaborationen zu beteiligen und/oder diese aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig stärkt sie die Vernetzung der Akteure untereinander, um auch die Wettbewerbsfähigkeit des Automobilclusters in Baden-Württemberg langfristig zu stärken.
Die Wertschöpfung in der Automobilindustrie verlagert sich zunehmend in Richtung Software. Der Übergang zum softwaredefinierten Fahrzeug stellt die Industrie dabei vor große Herausforderungen, die sich aus grundlegenden Anforderungen ergeben: Fahrzeugsoftware muss deutlich schneller entwickelt, in großem Maßstab implementiert und effizient verwaltet werden. Free and Open-Source-Softwareentwicklung (FOSS) ermöglicht es Automobilherstellern und Zulieferern, gemeinsam an Softwarelösungen zu arbeiten und von den Innovationen einer breiten Entwicklergemeinschaft zu profitieren. Durch den Einsatz von Open-Source-Software können Entwicklungszeiten verkürzt, Kosten gesenkt und die Qualität der Software erhöht werden. Darüber hinaus fördert die Transparenz von Open-Source-Projekten Vertrauen und Sicherheit, da der Quellcode von jedem überprüft und verbessert werden kann. In einer sich schnell wandelnden Industrie, die zunehmend auf Digitalisierung und Vernetzung setzt, bietet Open-Source-Software eine flexible und zukunftssichere Basis, um den Entwicklungsaufwand überschaubar zu halten und standardisierte Lösungen zu schaffen.
Gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft verfolgt e-mobil BW den Aufbau einer Community unter dem Titel „The FOSS LÄND Community“. Baden-württembergische Unternehmen werden dabei unterstützt, die Vorteile der gemeinsamen Softwareentwicklung kennen zu lernen und unter Anleitung Prozesse und Standards für eine effiziente und rechtssichere Nutzung zu implementieren und so zu einem festen Bestandteil Ihres Unternehmens zu machen.
Die Idee zu dieser breit getragenen Initiative entstand im Rahmen der Sprint-Mission „Open-Source-Softwareentwicklung in der Automobilwirtschaft - Standortvorteile durch Kollaboration sichern“ des Strategiedialogs Automobilwirtschaft (SDA) BW. Am 17. Mai 2024 kündigten das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gemeinsam mit der Porsche AG, der ETAS GmbH, der Robert Bosch GmbH, der Mercedes-Benz AG und e-mobil BW neue Aktivitäten zur Unterstützung der kollaborativen Softwareentwicklung in der Automobilindustrie an.
Verkehrsminister Winfried Hermann
Die Automobilwirtschaft setzt den Ansatz der kollaborativen Softwareentwicklung bereits aktiv um. Diese Form der Zusammenarbeit bietet perspektivisch nicht nur Vorteile für alle beteiligten Unternehmen, sondern kann auch den Automobilstandort Baden-Württemberg und seine führende Rolle in Deutschland und Europa nachhaltig stärken.
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen durch die Angebote der zentralen Anlauf- und Koordinierungsstelle gezielt angesprochen werden. Workshops und einführende Informationen sind dabei elementare Bausteine für eine erste Orientierung. Je nach Bedarf werden weitere Unterstützungsangebote wie z.B. Beratungsgutscheine sowie Hilfestellungen zu Compliance- oder Sicherheitsthemen bereitgestellt.
Angetrieben durch die gemeinsame Vision, die Potenziale von FOSS in der Automobilwirtschaft zu schöpfen und die damit verbundenen Risiken effektiv aufzulösen, soll die Community alle beteiligten Akteure durch ein Portfolio von Maßnahmen gezielt und nachhaltig unterstützen. Durch Bereitstellung von Wissen und Best Practices werden insbesondere Unternehmen befähigt, die beim Thema Open Source Software aktuell noch am Anfang stehen.
WeiterDer Übergang vom hardwarebasierten Fahrzeug zum "Software Defined Vehicle" (SDV) stellt einen bedeutenden Wandel in der Automobilindustrie dar. Traditionell basierten Fahrzeuge auf mechanischen und elektrischen Komponenten, wobei neue Funktionen häufig physische Änderungen erforderten. Mit der zunehmenden Digitalisierung gewinnen jedoch Softwarekomponenten immer mehr an Bedeutung und spielen eine zentrale Rolle bei der Steuerung und Funktionalität eines Fahrzeugs. Moderne Fahrzeuge integrieren immer mehr datenbasierte Funktionen und intelligente Systeme, wie z. B. fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS), Infotainment, Echtzeitdiagnose, die alle durch Software ermöglicht werden.
SDVs bieten Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, da Software-Updates neue Funktionen hinzufügen oder bestehende Funktionen optimieren können, ohne dass physische Änderungen am Fahrzeug erforderlich sind. Dadurch können Hersteller schneller auf Marktanforderungen und technologische Fortschritte reagieren, was die Effizienz und Sicherheit von Fahrzeugen verbessert.