Wasserstofftechnologie
Logistiker in Baden-Württemberg geben erste Planungsgrundlage für Infrastruktur
Erstmalig liegen Ergebnisse vor, wie sich die Logistikbranche in Baden-Württemberg den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe im Schwerlastverkehr mit Batterie und Wasserstoff in den kommenden Jahren vorstellt. In enger Kooperation mit dem Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V., der Straßenverkehrs-Genossenschaft Baden eG (SVG), dem Verband des Württembergischen Verkehrsgewerbes e.V. und dem Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg e.V. hat die Landesagentur e-mobil BW eine landesweite Umfrage durchgeführt, die eine erste Planungsgrundlage beim Aufbau der erforderlichen Infrastruktur liefert. Die Ergebnisse wurden am 3. Juli 2024 vorgestellt.
Der Bedarf von Strom und Wasserstoff für die Logistik wurde bisher nicht systematisch erfasst. Wann und an welchem Ort müssen Lkw, die Supermärkte beliefern oder Produktionsmaterialien transportieren, zukünftig mit Strom oder Wasserstoff betankt werden? Diese Überlegungen gilt es, direkt mit den betroffenen Logistikern zu erörtern. Dies ist die Motivation der Umfrage. Ein Drittel der Treibhausgasemissionen im innerdeutschen Verkehr stammt aktuell von Nutzfahrzeugen (Nfz) unterschiedlicher Fahrzeugklassen. Vor allem der Schwerlastverkehr (N3) auf langen Strecken ist der Hauptemittent. Daran wollen die Logistiker in Baden-Württemberg etwas ändern. Die aktuelle Umfrage gibt Einblicke in die klimaneutrale Fahrzeugplanung für die Jahre 2025, 2028 und 2030. Sie offenbart auch die aktuelle Planungsherausforderung: Fast die Hälfte der befragten Logistikunternehmen ist noch unsicher, für welche Antriebsart sich die Spedition entscheiden wird.
Bei leichten und mittleren Nfz stehen die batterieelektrischen Antriebe für alle abgefragten Beschaffungsjahre im Fokus. In der Fahrzeugklasse N3, den schweren Nutzfahrzeugen, zeigt sich ein differenziertes Bild. Für die Jahre 2025 und 2028 wollen die Logistikunternehmen – wahrscheinlich auch mit Blick auf die verfügbaren Fahrzeuge – vor allem auf Batterie setzen. Für das Planungsjahr 2030 liegen Batterie und Wasserstoff etwa gleich auf.
Auf Ebene der Landkreise liegen mit der vorgenommenen regionalen Auswertung erstmalig Schätzungen vor, welche Energiemengen lokal benötigt werden. Energieversorger und Infrastrukturbetreiber sind mit langen Planungshorizonten beim Infrastrukturausbau konfrontiert und sehen einen relativ kurzfristigen und stark ansteigenden Bedarf an Ladeinfrastruktur bzw. zeitverzögert ähnlich für eine H2-Versorgung. Die Umfrageergebnisse sind Ausgangspunkt, um den Austausch mit den Logistikern zu vertiefen, wie die Antriebswende in ihrem sehr kompetitiven Marktumfeld gelingen kann und welche Technologieformen in den verschiedenen Anwendungsfällen betriebswirtschaftlich für die Unternehmen am besten geeignet sind. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, Energieversorger bzw. Betrieber und Logistik besser zu vernetzen und wichtige Planungsinformationen auszutauschen. Die Landesagentur e-mobil BW wird diese Aktivitäten mit den Partnern weiter vorantreiben und auch Fragen z.B. der laufenden Flächenplanung im Land einbeziehen.
Um die Antriebswende im Nutzfahrzeugbereich sicherzustellen, ist das angekündigte bundesweite öffentliche Ladenetz für E-Lkw ein wichtiger Schritt, ergänzend zum Aufbau von Depot-Charging. Auch im Bereich der H2-Tankinfrastruktur hat Baden-Württemberg erste wichtige Grundlagen geschaffen.
Die Umfrage wurde durch die Landesagentur e-mobil BW gemeinsam mit dem Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V., der Straßenverkehrs-Genossenschaft Baden eG (SVG), dem Verband des Württembergischen Verkehrsgewerbes e.V. und dem Verband Spedition und Logistik Baden- Württemberg e.V. aufgesetzt und durchgeführt. Es wurden 2.000 Unternehmen angeschrieben und um Teilnahme aufgefordert. 129 Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt und konnten in die Auswertung einfließen. Die Auswertung wurde wissenschaftlich durch das Fraunhofer IAO durchgeführt.
Sie wollen mehr zur Umfrage erfahren? Kontaktieren Sie gerne unsere Kolleg:innen Dr. Volker Banhardt und Stephanie Wagner.